Hoffnung durch Handeln – die Agenda von Prof. Dr. Ulrich Holzbaur

Wenn man das Motto „Hoffnung durch Handeln“ auf den verschiedenen Ebenen analysiert, muss man von der globalen bis zur und persönlichen Ebene heruntersteigen. Ich möchte aus meinen Aktivitäten die Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit in der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, der Lokalen Agenda 21 und meinen vorlesungsbegleitenden Projekten beschreiben.

Nachhaltigkeit als Leitbild des 21sten Jahrhunderts (die „Hoffnung“) kann nur durch Aktionen (das „Handeln) umgesetzt werden, Die Agenda 21 – das was zu tun ist oder der Handlungsplan für das 21ste Jahrhundert – setzt also genau dieses Konzept um.

Erlebnisorientierung in der Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Notwendigkeit der (Umwelt-) Kommunikation erläutert der Systemtheoretiker Luhmann so: „Es mögen Fische sterben oder Menschen, das Baden in Seen und Flüssen mag Krankheiten erzeugen, es mag kein Öl mehr aus dem Pumpen kommen und die Durchschnittstemperaturen mögen sinken oder steigen, solange darüber nicht kommuniziert wird, hat dies keine gesell¬schaft-lichen Auswirkungen“. Im Sinne der Systemtheorie sind die Systeme „Ökologie“, „Klima“, „Wirtschaft“, „Finanzen“ und Politik nur indirekt gekoppelt. Unmittelbare Auswirkungen und Rückkopplungen sind selten. Notwendige Verhaltensänderungen sind daher nur über effiziente Kommunikation zu erreichen. Die Verbindung aus Erlebnisorientierung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist der Ansatz, den wir an der Hochschule Aalen und in der Lokalen Agenda in Praxis und Theorie umsetzen, um Nachhaltigkeit erlebbar und umsetzbar zu machen.

In der Bildung ist Erlebnisorientierung als Erfolgsfaktor längst bekannt. Die Bildung für Nach-haltige Entwicklung kann nicht durch Fakten und Ermahnungen alleine funktionieren, die Ziele können nur durch die Ansprache von „Herz, Hirn und Hand“ umgesetzt werden. Erlebniskonzeption bedeutet, dass man den Zuhörer nicht nur durch Fakten, sondern auch durch emotionale Faktoren anspricht. Der Eventerfolg basiert auf zwei Säulen: einer stabilen Planung und einem Zusatznutzen für den Besucher. Zu dem kreativen Anspruch – der Schaffung eines einzigartigen Erlebnisses – kommt also die handwerkliche Basisarbeit des Veranstaltungsmanagements dazu. Neben dem Eventmanagement für die Nachhaltigkeit kommt auch der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei Events eine wichtige Rolle zu – schon um der Glaubwürdigkeit der Kommunikation willen. Das aktuellste Ergebnis der Arbeit sind einige Beiträge zum Umfeld Nachhaltigkeit im gerade erschienenen Sammelband „Erlebnisorientierung in der tertiären Bildung“.

Projekte zur Nachhaltigkeit

Meine Lehre ist durch eine Vielzahl von Projekten geprägt, in denen die Studenten nicht nur Management und Nachhaltigkeit lernen und erfahren, sondern zur Nachhaltigen Entwicklung der Region, Stadt oder Hochschule beitragen. Die dafür entwickelte „Prepared Projekts Method“ erlaubt es, Ausbildungserfolg und Nachhaltigkeitsnutzen zu integrieren. In der Forschung beschäftige ich mich unter anderem mit den Themenbereichen Erlebnisorientierung in der Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Mathematischer Modellierung. In einer meiner Forschungskooperationen setze ich das Thema Nachhaltigkeit derzeit an eine Hochschule in Südafrika um.

Projekte spielen in unserer arbeitsteiligen und sich schnell verändernden Welt eine wichtige Rolle. Sie sind notwendig, um Neues zu schaffen, Veränderungen zu bewirken und Nachhaltigkeit zu erreichen. Auch in Schule, Studium und Beruf treten Projekte gegenüber Routineaufgaben immer mehr in den Vordergrund.

In der Hochschule unterstützen Projekte mehrere Ziele:

  • Durch das Projekt werden ergebnis- und problemorientiert Wissen und Können erarbeitet (Sach- und Fachkompetenz, Fachbezogene Methodenkompetenz, Handlungskompetenz)
  • Im Projekt lernen die Studenten die Methoden zur Planung, Durchführung, Überwachung und Steuerung eines Projektes (Projektmanagementkompetenz, Planungskompetenz, Methodenkompetenz)
  • Durch das Projekt wird ein Ergebnis erarbeitet, das für die Hochschule oder für Dritte nützlich ist, und das notwendige Wissen sowie die Erfahrung in Kooperation mit Akteuren der Nachhaltigkeit vermittalt (Fachkompetenz, Motivation).
  • Durch die Gruppenarbeit im Rahmen des Projektes erwerben die Studenten Softskills (Sozialkompetenz, Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeit, Selbstvertrauen, Gestaltungs-kompetenz, Motivation)

Für die Umsetzung des Moduls „Qualität und Nachhaltigkeit“ wurde der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Aalen von der UNESCO als Projekt der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Die Kooperation von Stadt und Hochschule in Projekten zu Prävention und Nachhaltigkeit und konkrete Projekte wie das Umweltmanagementsystem „Grüner Aal“ waren auch wichtige Komponenten bei verschiedenen Auszeichnung der Stadt Aalen

Projekte unterstützen die Gestaltungskompetenz durch

  • Entscheidungsorientierung: Der Lernende muss aufgrund des bis jetzt Erfahrenen in begrenzter Zeit eine Entscheidung treffen.
  • Handlungsorientierung: Der Lernende muss aufgrund des bis jetzt gelernten und der getroffenen Entscheidungen in der gegebenen Situation aktiv werden.
  • Verantwortung: Der Lernende muss seine getroffenen Entscheidungen begründen und die Verantwortung für seine Handlungen übernehmen.

Dies kann sich auf reale Konsequenzen, aber auch auf virtuelle Situationen (Planspiel) beziehen.

Lokale Agenda 21

Die Lokale Agenda 21 der Stadt Aalen hat in 12 Jahren in fast hundert Projekten und Veranstaltungen Nachhaltige Entwicklung umgesetzt. Wie man Veranstaltungen interessant und effizient macht, zeigen die jährlich stattfindenden Informationstage Energie und Tage der Region sowie die halbjährlich stattfindenden Sitzungen des Agendaparlaments.

Die Lokale Agenda 21 in Aalen hat eine ganz spezifische Struktur entwickelt, um Bürgerbeteiligung in der Agenda zu implementieren. Kern ist das Agendaparlament zu dem der Oberbürgermeister die Bürgerschaft einlädt. Akteure sind die BürgermoderatorInnnen, die durch die Veranstaltung führen, Agenda-Rat und Agenda-Büro, die Rechenschaft ablegen und Initiativen einbringen, die Verwaltungsspitze und Fraktionsvorsitzende, die nehmen zu Anträgen und zur Umsetzung Stellung nehmen, und nicht zuletzt die Mitglieder und Sprecher der Agendagruppen, die Träger der Agenda-Arbeit sind und Ihre Ergebnisse und Visionen einbringen.

Die erfolgreiche Arbeit der Lokalen Agenda 21 und die Dekadeprojekte „Aalen nachhaltig(er) leben“ und „Grüner Aal“ von Lokaler Agenda 21 und Hochschule waren wichtige Aspekte der Auszeichnung Aalens als Stadt der UNESCO-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung.

Management für nachhaltige Entwicklung

Im Sinne der unternehmerischen Excellence beinhaltet Qualität eines Unternehmens auch die gesellschaftliche Verantwortung im Sinne aller drei Säulen der Nachhaltigen Entwicklung. Dies kann an Hochschulen ebenso umgesetzt werden wie in Industrieunternehmen.


 

Ulrich Holzbaur ist Mitglied des Beirats der Deutschen Umweltstiftung und Professor an der Hochschule Aalen im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen / Industrial Management mit Lehre und Forschung in den Bereichen Nachhaltigkeit und Projektmanagement. Er ist weiters Senatsbeauftragter für Technik- und Wissenschaftsethik und Senatsbeauftragter für Nachhaltige Entwicklung der Hochschule Aalen. Als Sprecher des Agendarats der Lokalen Agenda 21 vertritt er die Lokale Agenda 21 gegenüber der Verwaltung, den Agendagruppen und dem Agendaparlament der Stadt Aalen. Durch das Steinbeis-Transferzentrums Angewandtes Management, das er seit 1992 leitet, werden Unternehmen in den Bereichen Management, Projektmanagement, Nachhaltigkeit und Qualität unterstützt.

Dieser Beitrag wurde erstmals im Nachhaltigkeits-Magazin GLOCALIST veröffentlicht.