Klimaschutz ist Wirtschaftsfaktor von Prof. Dr. Claudia Kemfert

Die heutige Gesellschaft steht wie keine andere vor ihr vor großen Herausforderungen. Fossile Ressourcen wie Öl, Gas und Kohle sind endlich und verursachen beim Verbrennen klimagefährliche Treibhausgase. Dabei werden etwa drei Viertel der weltweiten Treibhausgase von den Industriestaaten wie USA, Europa und Japan verursacht. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre hat schon heute fast das Niveau erreicht, welches nicht überschritten werden sollte, um das Klima irreversibel zu schädigen. Um den Klimawandel einzudämmen, müssen die modernen, entwickelten Volkswirtschaften es schaffen, die Klimagase drastisch zu vermindern und zudem fossile Energien durch alternative Energien ersetzen.

Weltweit steigt die Nachfrage nach fossilen Ressourcen weiter drastisch an. Stark wachsende Volkswirtschaften wie China, aber auch Russland und Indien haben einen enormen Energiehunger. Insbesondere der immer weiter steigende Kohleverbrauch lässt die Treibhausgase unaufhaltsam ansteigen. Dabei wird nicht selten der Verbrauch fossiler Energie subventioniert, was zu einer Verschwendung von Energie führt. Wir benötigen somit dringend eine CO2 freie, sichere und bezahlbare Energieversorgung, zudem innovative Antriebsstoffe und –techniken. Deutschland kann diese Techniken erforschen und der Welt anbieten. Der Klimaschutz ist die Lösung und der Weg aus dem Problem, denn Klimaschutz schafft Wachstum und Arbeitsplätze.

Die Finanzkrise hat die Welt verändert, ohne Zweifel. Dennoch sollte man die Krise als Chance begreifen. Denn der Klimaschutz ist der Weg aus der Krise. Klimaschutz ist der Wirtschaftmotor und schafft Arbeitsplätze, sei es im Bereich emissionsarmer Energietechniken, der Energieherstellung wie beispielsweise die Branche der erneuerbaren Energien zeigt, aber auch nachhaltige Mobilität, Klimaschutztechniken, Energie- oder Finanzdienstleistungen. Sie alle werden bzw. profitieren schon heute vom Klimaschutz. Es darf nicht heißen „jetzt erst einmal nicht“, sondern „jetzt erst recht“. Statt in Klima-Depressionen zu verfallen, können wir also ganz optimistisch in die Zukunft schauen, wenn wir entschlossen zur Tat schreiten. Klimaschutz ist keine Last, sondern der Wirtschaftsmotor der Zukunft. Klimaschutz ist der Weg aus der Krise, den wir können drei Krisen mit einer Klappe schlagen: die Wirtschaftskrise, die Energiekrise und auch die Klimakrise.

Wichtig ist jedoch, dass auch die Politik die Weichen hin zu einer energieeffizienten, nachhaltigen und klimaschonenden Wirtschaftswelt ebnet. Die erneuerbaren Energien müssen weiterhin gefördert werden, es sollten finanzielle Anreize zum Energiesparen geschaffen werden. Insbesondere im Gebäudebereich liegen ungeahnte Energieeinsparpotentiale. Durch gezielte finanzielle Förderung, Steuerersparnisse und verbesserte Möglichkeiten der Kostenüberwälzung für Immobilienbesitzer können hier die richtigen Signale gesetzt werden. Auch im Bereich Mobilität gibt es viel zu verbessern: der Schienenverkehr und ÖPNV muss stark unterstützt werden, der Flugverkehr in den Emissionshandel aufgenommen werden, und die deutsche Autobranche muss zukunftsfähig gemacht werden. Statt Abwrackprämien für alte Autos zu zahlen, sollten die Autokonzerne besser direkt finanziell in der Markteinführung innovativer und klimaschonender Produkte und Antriebsstoffe unterstützt werden.

Und es ist wichtig, dass wir frühzeitig mit Klimaschutz beginnen, im Kleinen jeder Bürger, jede Kommune und jedes Unternehmen. Im Großen müssen die Weltnationen ein internationales Klimaabkommen vereinbaren und sich zu verbindlichen Klimaschutzanstrengungen verpflichten. Wir sollten aber nicht warten, bis andere etwas tun. Wichtig ist den Teufelskreis zu durchbrechen und ganz gezielt etwas für den Klimaschutz tun. Vor allem die Kommunen sind gefragt: beginnend von Energieeinsparungen von öffentlichen Gebäuden, der Förderung des ÖPNV oder von CO2 freie Innenstädten, z.B. durch Elektromobilität, Förderung von Pilotprogrammen zum Ausbau erneuerbarer Energien, Förderung von Kraft-Wärme Kopplungsanlagen bis hin zur Verbesserung der Informationen, Bildung, Ausbildung von Entscheidungsträgern und Beratern. Die Liste der Aufgaben ist lang und es gibt mittlerweile viele Kommunen, die Klimaschutz ganz aktiv und dezentral umsetzen. Wir benötigen nicht nur innovative Technologien, sondern auch innovative Politik und eine mutige und innovative Wirtschaftsförderung und kluge Kooperationen.

„Hoffung durch Handeln“ ist das Motto der Deutschen Umweltstiftung und entspricht genau dem „bottom up“ Ansatz: jeder Bürger, jede Kommune und jedes Unternehmen kann sich sehr engagiert im Klimaschutz einbringen. Auch wenn der Beitrag klein ist, wenn sich viele beteiligen, wird man auch sehr viel schaffen können. Die Nutzung erneuerbarer Energien und der effizienten Einsatz von Energie in Haushalt, Gewerbe und Industrie lässt innovative Produkte, Dienstleistungen und Verfahren entstehen und damit neue Märkte und Arbeitsplätze.

 


Autoreninformation: Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet seit April 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist seit April 2009 Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance (HSoG). Von 2004 bis 2009 hatte sie die Professur für Umweltökonomie an der Humboldt-Universität inne.

Dieser Beitrag wurde erstmals im Nachhaltigkeits-Magazin GLOCALIST veröffentlicht.