Ziel hauswirtschaftlichen Handelns ist seit jeher vorsorgendes Wirtschaften, d.h. Er-bringen von Dienstleistungen, Herstellung von Gütern und Konsum, bei begrenzten Ressourcen. Neben diesem bereits ursprünglich in Hauswirtschaft und Haushalts-wissenschaft verankerten soziökonomischen Prinzip wurden seit den 80 Jahren des letzten Jahrhunderts angesichts der offensichtlichen Umweltprobleme ökologische Grundsätze in Theorie und Praxis als Leitfaden für haushälterisches Handeln formu-liert. Nachhaltigkeit mit den von den Vereinten Nationen ausgewiesenen drei Säulen Ökonomie, Ökologie und soziale Belange ist für diese Berufsgruppe, also auch für mich, systemimmanent.
Meine Motivation mich für Umweltbelange zu engagieren wurde jedoch noch nicht im Rahmen meines Studiums der Ökotrophologie (Haushalts- und Ernährungswissen-schaften) an der Technischen Universität München – Weihenstephan, auch nicht durch meine hauswirtschaftliche Ausbildung geweckt, sondern geprägt durch Prof. Haber, dem damals international führenden Landschaftsarchitekturprofessor.
Mit ihm durfte ich in den 70 er Jahren über Bezüge zwischen Raumplanung und Umweltschutz persönlich diskutieren und über die Notwendigkeit, nicht nur bei der Planung, sondern auch im Alltagshandeln Umweltbelange zu berücksichtigen. Erwei-tert wurde mein humanwissenschaftlich orientierter Ökologieansatz durch mein Pro-motionsstudium im Bereich Wohnökologie in den Niederlanden und dem dortigen Professor, dem Architekten Prof. Henrik van Leeuwen, der sein theoretisches Fun-dament aus den USA nach Europa importiert hatte.
Beide Kollegen haben mir vermittelt, dass Verantwortlichkeit gegenüber einer Gesell-schaft nicht nur bedeutet, seinen (akademischen) Beruf ordentlich zu erfüllen und die Jugend aktiv in die eigene gedankliche Entwicklung einzubeziehen, sondern dass in Ergänzung dazu ehrenamtliches, bürgerschaftliches Engagement notwendig ist, wenn man mit seinen theoretischen Forderungen im Alltag akzeptiert sein will und dies tatsächlich umgesetzt werden soll.
Mein Weg über verschiedene berufliche Stationen zur Professorin für Haushalts- und Wohnökologie an der Hochschule Osnabrück war durch diese Einstellung geprägt und wird beispielsweise durch meine seit 1996 aktive Rolle im Prozess der Lokalen Agenda deutlich.
Auch wenn die Deutsche Bundesstiftung Umwelt für mich vor Ort ist, möchte ich durch meine Tätigkeit im Beirat der Deutschen Umweltstiftung einen Beitrag leisten zur interdisziplinären Fachdiskussion und zur Umsetzung von Vorschlägen zur Be-wältigung der Umweltprobleme sowie zur Etablierung präventiver Maßnahmen.
Durch meine persönliche Vernetzung im haushaltswissenschaftlichen und hauswirt-schaftlichen Kontext kann ich umgekehrt Erkenntnisse der Deutschen Umweltstiftung in dieses Feld hineintragen und für deren Verbreitung sorgen. Zudem sehe ich meine Aufgabe als Beiratsmitglied auch darin, für konkrete Fragen Ansprechpartnerin zu sein und bei Stellungnahmen, Positionspapieren o.ä. eine weibliche und fachwissen-schaftlich eher ungewöhnliche Perspektive sowie Aspekte aus Verbrauchersicht ein-fließen zu lassen in diesem meist naturwissenschaftlich, technisch und politisch ge-prägten Kontext. Meine Praxisbezüge, die ich im ökotrophologischen Zusammen-hang bieten kann, ergeben sich durch das von mir initiierte und wissenschaftlich ge-leitete WABE-Zentrum (www.wabe-zentrum.de). Dort wird im Theorie-Praxistransfer Nachhaltigkeit entlang der Lebensmittelkette von der Urproduktion bis hin zum Ver-zehr thematisiert für die Zielgruppen Verbraucher, Multiplikatoren und regionale Be-triebe aus Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung in jährlich ca. 130 Veranstal-tungen für ca. 4500 Gäste.
Hoffnung durch Handeln heißt für mich entsprechend auch, Erkenntnisse für die Pra-xis umsetzbar zu gestalten und deren Vermittlung und Anwendung zu fördern, damit nicht nur Fachkreise Lösungen für Umweltprobleme erarbeiten, sondern alle Bürge-rinnen und Bürger dazu ermuntert werden, im Alltag ökologisch zu handeln bei Haushaltsproduktion, Dienstleistungserstellung und Konsum und durch eigenes Vor-bild sowie Kommunikation diesen Lebensstil anderen auch zu vermitteln.
Für jeden Menschen ist es möglich, ökologisches Handeln im privaten und berufli-chen Alltag umzusetzen, sei es angesichts der unglaublichen Katastrophe in Japan bewusst auf Energiesparen zu achten (z.B. Heizung aus, wenn Fenster auf; Licht aus, wenn Raum verlassen; Kaffeemaschine ausschalten und ggf. Thermoskanne zum Warmhalten nutzen; Nachwärme elektrischer Kochplatten und des Backofens nutzen) oder beim Einkauf nicht jedes Mal eine Plastiktüte neu zu erstehen.
Autorinneninformation: Prof. Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt ist Professorin für Haushalts- und Wohnökologie an der Hochschule Osnabrück.
Dieser Beitrag wurde erstmals im Nachhaltigkeits-Magazin GLOCALIST veröffentlicht.