Man nehme: ein Schnapsglas mit Löffel, ein Teelicht, einen Schminkspiegel und eine Handvoll Johannisbeeren. Dazu noch ein paar Kleinigkeiten und schon lässt sich ganz einfach eine Farbsolarzelle bauen, mit der mindestens soviel Strom erzeugt werden kann, dass es zum Betreiben eines Taschenrechners reichen sollte. Eine zweite Idee: kaputte Waschmaschine auftreiben, Türglas aus der Fassung entfernen – und in Nullkommanichts zum Besitzer einer großen Salatschüssel werden.
Solcherlei kreative und oft verblüffend einfache Ideen stellt Jaana Prüss in ihrem bezaubernd gestalteten Mitmachbuch „Fair-Handeln“ vor. Die Kulturaktivistin und Initiatorin verschiedener kreativer Umwelt-Projekte möchte Menschen dazu „anstiften“, zukunftsfähig zu handeln und liefert hier gleich jede Menge Beispiele mit, wie das funktionieren könnte. Neben Handlungsanleitungen und Rezepten gibt es Essays verschiedener Autoren und eine Sammlung beispielhafter Projekte, die leihen statt zu besitzen, teilen, selbermachen, reparieren, umwandeln, aufwerten oder tauschen.
„Die meisten Menschen in Deutschland werden als Zeit-Millionäre geboren“ schreibt Sebastian Stragies in dem Essay „Wohlstand neu denken“ (S. 148) und regt damit zum Nachdenken an. Denn es stimmt, wir haben alle Zeit der Welt – was wir damit anfangen, bleibt uns selbst überlassen. Viele Initiativen, die in diesem Buch porträtiert werden, entstanden aus dem Wunsch heraus, ihre Zeit für etwas Gutes einzusetzen.
Für eine neue Form der Nachbarschaft, für ein Saatguterntefest zum Erhalt der Saatgutvielfalt, für einen Werteladen – der Kreativität sind in Punkto „Zukunftsfähigkeit“ keine Grenzen gesetzt. Neben vielen Denkanregungen schafft Jaana Prüss auch etwas ganz Entscheidendes: Sie portraitiert die Alltagsfähigkeit der Projekte und Ideen. Es muss nicht immer weltbewegend sein, der Wandel kann auch ganz klein beginnen. Hauptsache er beginnt.
Jana Prüss (Hg.)
fair-handeln! Anstiftungen für zukunftsfähiges Handeln
Morgengrün Kommunikation 2014, 192 Seiten, € 19,90
ISBN: 978-3000454097