Berlin (15.08.2019). Eine Gruppe kritischer Waldexperten und Forstpraktiker fordert Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf, in der Debatte zur aktuellen Waldkrise in Deutschland das Wort zu ergreifen und ihrer Zuständigkeit für das Ökosystem Wald gerecht zu werden. Als Ministerin für Umwelt trage sie die Verantwortung dafür, dass ein aktionistisches Degradieren von großen Waldökosystemen verhindert werde. Es gelte, Sorge zu tragen, die Einhaltung des Bundesnaturschutzgesetzes zu gewährleisten und die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts dauerhaft zu sichern.
László Maraz, Koordinator der AG Wald des Forum Umwelt und Entwicklung: „Es käme einer ökologischen Katastrophe gleich, wenn demnächst auf Tausenden von Quadratkilometern großen Flächen kahlschlagsartige Sanitär- und Räumungshiebe durchgeführt würden. Damit ginge ein erhebliches Potenzial für die ökosystembasierte Klimawandelanpassung verloren, und es wird zur Beeinträchtigung sensibler Arten und Habitate kommen“.
Der Naturschutzwissenschaftler von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und Vorstandsmitglied der Deutschen Umweltstiftung Prof. Pierre Ibisch betont: „Ein angemessenes Waldökosystemmanagement kann nicht allein aus der Perspektive der Holzwirtschaft und unter alleiniger Federführung des Landwirtschaftsministeriums erfolgen. Es braucht eine ganzheitliche Ökosystempolitik für die gesamte Landschaft integriert werden. Es ist Zeit, in Deutschland endlich das Leitbild einer ganzheitlichen ökosystembasierten nachhaltigen Entwicklung zu verfolgen “.
Die Autoren des Schreibens an Ministerin Schulze – darunter der ehemalige Leiter der saarländischen Landesforstverwaltung, der Ökologe Prof. Pierre Ibisch und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Umweltstiftung – beziehen sich auf einen bislang unbeantworteten Brief an die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, in dem sie angesichts der Wald- und Forstkrise zu einer Waldwende aufgefordert wird. Der Brief wurde von Waldexperten, Chefs von Umweltverbänden wie etwa Deutscher Naturschutzring, Greenpeace, NABU, Naturfreunde, und Deutsche Umweltstiftung sowie Waldbesitzern, diversen zivilgesellschaftlichen Vertretern und namhaften Autoren wie Franz Alt und Peter Wohlleben unterzeichnet. Dabei geht es um eine Abkehr von der konventionellen Forstwirtschaft sowie eine radikale Hinwendung zu einem Management, das den Wald als Ökosystem und nicht mehr länger als Holzfabrik behandelt. Kritisiert wird zudem der Plan, die aktuellen Waldschäden aktionistisch durch rasche Beräumung geschädigter Bäume und Aufforstung anzugehen.
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