„Stadt der Commonisten“ erzählt die Geschichten von jungen Menschen, die sich in Berlin und Leipzig aufgemacht haben, um sich ihre Städte anzueignen, indem sie Orte schaffen, die jenseits des Kommerzes selbst- und gemeinsam organisiertes Wirtschaften ermöglichen. Es sind zwei Trends, die hier mehr in Bildern als in Worten beschrieben werden: Der Trend zu Gemeinschaftsgärten (Urban Gardening) sowie zu offenen Werkstätten (Fab Labs) bzw. Tauschprojekten.
Die unkommentierten Bilder vermitteln, was die Autorinnen im Epilog analysieren: Hier sind junge Leute dabei, selbstermächtigt, selbstorganisiert und eigeninitiativ nach lokalen Lösungen für die Probleme der kapitalistischen Wachstumsgesellschaft – an die sie nicht mehr glauben – zu suchen.
Diesen Leuten geht es darum, neue „Commons“ zu schaffen, also Allgemeingüter, bei denen das Teilen, das Selber- und Gemeinsammachen im Vordergrund steht. Es geht ihnen darum, Ressourcen zu sparen, ökologische Nahrungsmittel anzubauen oder den Fleischverbrauch zu senken – aber auch darum, wertvolle städtische Flächen den Begehrlichkeiten der Investoren zu entziehen. Bei alledem scheinen die Protagonisten lebens- und zukunftsfroh: „Es herrscht nicht Depression, sondern Aufbruchstimmung. “ (S. 220)
Nun könnte man fragen, warum ein Buch, dessen analytischer Teil gerade mal sieben Seiten lang ist, zum Umweltbuch des Monats gekürt wird. Die Antwort:
- Die Analyse ist zwar knapp, aber ausgesprochen präzise und dicht; da sitzt jedes Wort.
- Es ist ein Buch, das mit seinen stimmungsvollen Fotos das Besondere der „Commonisten“ besser einfängt, als es mit Worten zu beschreiben möglich wäre.
- Die Kombination aus Fotos, ausführlichem Glossar und soziologischer Kurzanalyse ist ungewöhnlich und zugleich hilfreich, um Wesen und Potenzial dieser neuen sozialen Trends schnell und eindrucksvoll zu erfassen.
Heike Leitschuh
Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner
Stadt der Commonisten – Neue urbane Räume des Do it yourself
Bielefeld, Transcript Verlag 2013, 222 Seiten, 24,90€
ISBN: 978-3-8376-2367-3