Der Weihnachtsbaum Hintergründe auf einem Blick

Tradition

Die genaue Geschichte des Weihnachtsbaums lässt sich teilweise nur schwer verfolgen.

Die Mehrzahl älterer Quellen besagt, dass der Ursprung in Traditionen der heidnischen Religionen liegt und die grüne Farbe des Baums für Fruchtbarkeit und Lebenskraft steht. Einige Wenige schreiben, dass die Tanne den „Paradiesbaum“ von Adam und Eva darstellen soll und die roten Christbaumkugeln die verbotene Frucht.

Nach aktuellen Befunden gibt es den Weihnachtsbaum in Europa seit dem 16. Jahrhundert, der zu Beginn hauptsächlich Einzug in die Haushalte wohlhabender Bürger*innen fand (Fokus 2018). Einigen Quellen zufolge etablierten die Reformant*innen den Christbaum als Gegensymbol zur Krippe im Katholizismus (NDR 2019). Konfessionsübergreifend ist der Baum in Deutschland angeblich nach dem Krieg mit Napoleon als Zeichen des Deutschtums und der Unabhängigkeit geworden (NDR 2019). Der Vatikan stellte allerdings erst 1982 den ersten Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz auf (Fokus 2018). Durch Auswander*innen erlangte die Tradition auch über Europa hinaus Popularität.

Der Christbaumschmuck hat sich im Laufe der Zeit stark geändert. Zu Beginn bestand der Schmuck meist aus Leckereien für die Kinder, wie Nüsse und Datteln (NDR 2019). Irgendwann wurden diese durch mundgeblasene Glaskugeln ersetzt und um 1700 mit Lichtern ergänzt (Ehrenstein 2006). In den USA wurden im 19. Jahrhundert zum ersten Mal elektrische Lichter genutzt.

Zahlen und Fakten

In Europa, aber auch international, ist die „Tradition Weihnachtsbaum“ schon seit geraumer Zeit zum Geschäft geworden. Allein in Deutschland ist der Absatz von Weihnachtsbäumen in den letzten 18 Jahren um fünf Millionen Bäume auf 29,8 Millionen gestiegen (Statista 2019). Bei einem Durchschnittspreis von 20 Euro pro Baum, bedeutet dies einen jährlichen Umsatz von 700 Millionen Euro (SDW 2019). 90 % unserer Bäume stammen aus Deutschland und das wichtigste Importland ist Dänemark. Am beliebtesten ist bei uns mit 80 % die Nordmanntanne. Rund jeder Zehnte kauft seinem Baum im Topf, was ein späteres Auspflanzen ermöglicht. 11% ziehen in Erwägung, ihn direkt online zu bestellen. Die Alternative eines künstlichen Weihnachtsbaum erfreut sich in Deutschland einer zwölf prozentigen Beliebtheit (SDW 2019).

Ökobilanz

Durch die Nachfrage nach Weihnachtsbäumen werden zwar Bäume gepflanzt, die CO2 binden, doch das Leben dieser Bäume wird in der Regel nach acht bis zwölf Jahren vorzeitig beendet. Einige argumentieren, dass der Baum trotzdem mehr CO2 speichert, als er nach der Ernte freisetzt (nd 2019). In dieser Überlegung werden vor allem zwei Punkte nicht beachtet: Erstens, der Transport von der Schonung zum Verkauf, zum Endverbraucher und letzendlich zur Entsorgung. Zweitens stammen die meisten Bäume aus Plantagen, auf denen sie mit Pestiziden und Dünger bearbeitet werden. Eine kleine Stichprobe des BUND hat gezeigt, dass 13 von 17 der getesten Weihnachtsbäume mit Pestitzden belastet sind. Gefunden wurden über das akut toxisches Insektizid Lambda-Cyhalorthrin und das verbotene Parathiaon-Ethyl –umgangssprachlich bekannt als Schwiegermuttergift – neun verschiedene Pestizide (BUND 2017). Der Gedanke, sich mit einem Baum ein „Stück Natur ins Wohnzimmer zu holen“ scheint dadurch weniger romantisch, als oft dargestellt. Wenn der Baum dann noch bei Amazon bestellt wird, erzeugt unnötig Verpackungsmüll und Transportkosten.

Alternativ zu einer pestizidbelasteten Tanne gibt es mittlerweile vermehrt Plastikbäume. In den USA hat dieses Model schon jeden dritten Baum ersetzt (geo 2019). Von den Herstellern werden die Bäume als langlebig und sicher beworben. Verschwiegen wird hier, dass der Baum sich ökologisch erst nach 17 bis 20 Jahren rechnet, eine utopische Lebenszeit in unserer Konsumgesellschaft (nd 2019). Zudem verbraucht allein die Herstellung eines Baums 40 kg CO2, im Gegensatz zu einer echten Tanne, die in ihrem Leben auf eine CO2-Bilanz von drei kg kommt (geo 2019). Auch das Versprechen, dass die Kunststoffalternative sicherer ist, bleibt umstritten, da teilweise Schadstoffe an die Umwelt abgegeben werden (Zentrum der Gesundheit 2019).

Oft unbedacht bleibt außerdem die Ökobilanz nach dem Baumkauf: Lichterketten, Plastikschmuck, Entsorgung etc. Zudem wirkt sich die Klimaerwärmung, zu der das Weihnachtsbaumgeschäft im Endeffekt beiträgt, negativ auf die Bäume aus. Diese kommen nämlich schlecht mit zu langen Trockenperioden aus (Schneverger 2019).

Alternativen

Dennoch steht diesen alarmierenden Fakten überwiegend die Ansicht gegenüber, dass ein Weihnachtsbaum zum Fest dazugehört. Doch wie können wir die Tradition beibehalten und dennoch nachhaltig handeln? Die Ausführungen haben gezeigt, dass der Plastikbaum keine Alternativ darstellt. Stattdessen sollte die Kaufentscheidung bewusster erfolgen:

Erst einmal sollte darauf geachtet werden, den Baum regional zu kaufen und auf eine ökologische Variante zu setzen. Diese zeichnen sich zum Beispiel durch den Verzicht auf Pestizideinsatz aus und können anhand verschiedener Siegel erkannt werden (BUND 2017).

Eine Liste, wo ein Öko-Baum zu finden ist, gibt es bei robin wood. Eine weitere Idee sind Weihnachtsbäume im Topf. Die Pflege eines solchen Baums ist allerdings etwas komplizierter. Beispielsweise muss sich der Baum auf dem Weg in und aus dem Wohnzimmer akklimatisieren. Weitere Tipps gibt es auf mein-schoener-garten.de. Eine immer wieder einpflanzbare Tanne ist hingegen keine mögliche Alternative. Jedoch kann eine Tanne nicht beliebig ein- und ausgepflanzt werden, da das Auspflanzen die Feinwurzeln zerstört.(Siemens o.a.). Relativ neu ist die Idee, einen Baum zu mieten. Verschiedene Anbieter bieten diverse Systeme und Versandarten an. Meist werden die Bäume in einem Topf gemietet und können so im nächsten Jahr wieder als Weihnachtsbaum verwendet oder in einem Wald ausgepflanzt werden. Viele Unternehmen bieten hier einen An- und Abtransport an.

Die Diskussion über die Nachhaltigkeit von Weihnachtsbäumen kann aber auch zu einem Umdenken führen. Bereits heute gibt es Ideen abseits von Norm und Tradition. Manch einer baut bspw. seinen Baum aus Holz, Flaschen oder Pappe selbst. Dies bietet die Chance, die Weihnachtszeit ökologischer zu gestalten.

 

Quellen

C. Ehrenstein (Ehrenstein 2006): „Woher kommt eigentlich der Christbaum?“ auf: Die Welt, 23.12.2006, URL: https://www.welt.de/print-welt/article704503/Woher-kommt-eigentlich-der-Christbaum.html (Abruf am 16.12.2019).

Henrich (2019): „Absatz von Weihnachtsbäumen in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2018“ auf: Statista, 09.08.2019, URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/372294/umfrage/absatz-von-weihnachtsbaeumen-in-deutschland/ (Abruf am 16.12.2019).

Schneverger (Schneverger 2019): „Mehr Öko-Weihnachtsbäume in Deutschland“ auf: evangelisch.de, 14.12.2019, URL: https://www.evangelisch.de/inhalte/163528/14-12-2019/mehr-bio-weihnachtsbaeume-deutschland (Abruf am 16.12.2019).

Siemens (Siemens o.a.): „Weihnachtsbäume im Topf: Sinnvoll oder nicht?“ auf mein schöner Garten, o.a., URL: https://www.mein-schoener-garten.de/lifestyle/gruenes-leben/weihnachtsbaum-im-topf-pflegen-32981 (Abruf am 16.12.2019).

o. A. (BUND 2017): „BUND testet Weihnachtsbäume: 76 Prozent mit Pestiziden belastet – auch illegales Pestizid gefunden“ auf: BUND, 14.12.2017, URL: https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/bund-testet-weihnachtsbaeume-76-prozent-mit-pestiziden-belastet-auch-illegales-pestizid-gefunden/ (Abruf am 16.12.2019).

o. A. (Fokus 2018): „Wie der Weihnachtsbaum in die Wohnzimmer kam“ auf: Fokus online, 26.11.2018, URL: https://www.focus.de/wissen/praxistipps/wissenswertes-zu-weihnachten-daher-kommt-der-weihnachtsbaum_id_7913694.html (Abruf am 16.12.2019).

o. A. (geo 2019): „Plastik oder echt: Welcher Weihnachtsbaum ist ökologischer?“ auf GEO, 12.12.2019, URL: https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/6115-rtkl-oekobilanz-plastik-oder-echt-welcher-weihnachtsbaum-ist-oekologischer, Abgerufen am 16.12.2019

o. A. (NDR 2019): „Weihnachtsbäume: So fing alles an“ auf: NDR, 18.10.2019, URL: https://www.ndr.de/geschichte/Tannenbaeume-Wie-die-Tanne-zum-Weihnachtsbaum-wurde,weihnachtsbaum18.html (Abruf am 16.12.2019).

o. A. (SDW 2019): „Weihnachtsbaum in Zahlen und Fakten“ auf: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“, 29.10.2019, URL: https://www.sdw.de/waldwissen/weihnachtsbaum/ (Abruf am 16.12.2019).

o. A. (nd 2019): „So klimafreundlich ist der Weihnachtsbaum“ auf: neues Deutschland, 16.12.2019, URL: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1130190.nachhaltigkeit-so-klimafreundlich-ist-der-weihnachtsbaum.html (Abruf am 16.12.2019).

o.A. (Zentrum für Gesundheit 2019): „Weihnachtsbaum: Echt oder künstlich?“ auf: Zentrum für Gesundheit, 04.12.2019, URL: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/weihnachtsbaum-ia.html (Abruf am 16.12.2019).