Ein weißes Ginkgoblatt auf grünem Grund bildet das markante Wahrzeichen, das symbolisch für das Motto der Deutschen Umweltstiftung steht: „Hoffnung durch Handeln“. Denn der Ginkgo ist seit jeher ein Symbol der Hoffnung, der Freundschaft, der Anpassungsfähigkeit, ja der Unbesiegbarkeit. Er gilt als Mittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Orient und Okzident, Geist und Natur. Charles Darwin bezeichnete ihn als „lebendes Fossil“.
Der Fächerblattbaum wird bis zu 40 Meter hoch, erreicht einen Umfang von 10 oder gar 16 Metern. Ein Alter von mehr als 1000 Jahren ist für ihn keine Seltenheit, im Reich der Mitte existieren sogar noch Exemplare, die 4000 Jahre alt sind. Der Ginkgo kann damit als der älteste Baum der Welt gelten, er ist der Urvater aller Bäume. So erklärt es sich auch, dass das Kuratorium „Baum des Jahres“ den Ginkgo zum Jahrtausendwechsel als „Baum des Jahrtausends“ auszeichnete.
Botaniker gehen davon aus, dass der Ginkgo bereits über 300 Millionen Jahre alt ist. Er starb während der Eiszeit in Europa aus und rettete sich in das wärmere Asien, wo er überlebte – Zeichen seiner extremen Anpassungsfähigkeit.
Im sino-japanischen Raum wurde denn auch der Begriff „Ginkgo“ geprägt. Übersetzt bedeutet er so viel wie „Silberaprikose“. Volkstümlich sind für den Ginkgo weltweit eine ganze Reihe von Namen entstanden: Entenfuß, Elefantenohr-Baum, Weiße Frucht, Beseeltes Ei, Tausend-Taler-Baum, Mädchenhaar-Baum und Großvater-Enkel-Baum. Im asiatischen Raum wurde schon früh die Heilkraft des Ginkgo geschätzt, den Taoisten waren die Ginkgokerne ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Langlebens-Elixiers.
Vor 250 Jahren kam der Ginkgo wieder nach Europa. Der Gelehrte und Asienreisende Engelbert Kaempfer (1651-1716) gilt als der neuere Entdecker des Ginkgo-Baumes, vermutlich brachten holländische Händler um 1730 die ersten Samen mit nach Europa. Der große naturwissenschaftliche Klassifizierer Carl von Linné fügte in der Folge wegen der Zweilappigkeit der Blätter dem Ginkgo das Attribut „biloba“ hinzu. Am bekanntesten im westlichen Kulturraum ist wohl Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Ginkgo biloba“ aus dem September 1815, das der Weimarer Geheimrat Marianne Willemer widmete und das 1819 in den West-östlichen Diwan Eingang fand. In Weimar befindet sich heute sogar ein eigenes Ginkgo-Museum.
Heute verbindet man mit dem Ginkgo wohl am ehesten das „Wunder von Hiroshima“: Nur 800 Meter vom Detonationszentrum der ersten Atombombe entfernt spross knapp ein Jahr nach dem Abwurf der Bombe, im Frühling 1946, ein frischer Trieb aus dem völlig zerstört geglaubten Wurzelstock eines dortigen Ginkgos; der Atombomben-Ginkgo von Hosenbo in Hiroshima wuchs aus der nuklearen Zerstörung hervor. Man darf gespannt sein, ob es in Fukushima wieder ein Ginkgo sein wird, der – diesmal in unserem 21. Jahrhundert – der Asche einer atomaren Katastrophe neues Leben abringen wird.
Auch die westliche Medizin wurde nach dem 2. Weltkrieg aufmerksam auf die Kräfte des Ginkgo. Neben etablierten Anwendungsfeldern in der traditionellen chinesischen Medizin, der Homöopathie, der asiatischen Volksmedizin und der modernen Pflanzenheilkunde werden Ginkgonüsse bei Husten, Asthma und Nervosität verwendet, Ginkgoblätter finden bei Asthma, Bluthochdruck, Ohrensausen und Angina pectoris ihre Anwendung. Allgemein anerkannt ist die durchblutungsfördernde Wirkung. Der Ginkgo ist mittlerweile die am meisten verwendete Arzneipflanze überhaupt.
Der Ginkgo ist damit zu einem globalen Symbol von universaler Geltung und Bedeutung geworden, ein „Weltbaum“, der mit seiner Kraft und Widerstandsfähigkeit allen bisherigen Herausforderungen seines nun schon 300 Millionen Jahre alten Lebens erfolgreich begegnet ist. Vergangenheit und Gegenwart, West und Ost, Lokales und Globales finden im Ginkgo ihre harmonische Vereinigung. Und nicht zuletzt trotzte – und trotzt – der Ginkgo erfolgreich drastischen Klimaveränderungen und sogar atomaren Katastrophen. Grund genug für die Deutsche Umweltstiftung, den Ginkgo als ihr neues Wahrzeichen zu verwenden: „Hoffnung durch Handeln“.