Ich kann mich nicht erinnern, ob mir der Begriff Nachhaltigkeit in meiner beruflichen Ausbildung und meinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium begegnet ist. Ich kann mich aber genau erinnern, dass permanentes Wachstum eine Notwendigkeit für Wirtschaftsunternehmen sein sollte. Letzteres hat sich bis heute in den Lehrstuben der Betriebswirtschaft gehalten. In den letzten 20 Jahren als Manager in der Rohstoff- und Umweltwirtschaft war es mir immer wichtig, nachhaltige Entwicklungen unter Berücksichtigung aller Interessensgruppen voran zu treiben.
Dies nicht einmal aus ethischen Gründen, sondern mit voller Überzeugung, dass dies die einzig intelligente Vorgehensweise ist, wie Unternehmen zu führen sind. Auf diesem Weg gelang es mir in den meisten Fällen die Menschen mit Begeisterung mitzunehmen und gemeinsam das Unternehmen erfolgreich zu entwickeln, was auch zu zahlreichen Innovationspreisen führte, wie eine für umweltorientierte Unternehmensführung im Jahre 1996.
Ich habe aber auch an Führungskräften Energie verschwenden müssen, die letztlich aufgrund ihrer Haltung und ihres Bewusstseins beratungsresistent bezüglich umweltorientierten Handels waren. Sie gefährden noch heute das Wohl von Menschen und Umwelt und mittlerweile die Existenzfähigkeit der Betriebe, für die sie Verantwortung tragen.
Neben der Verbesserung und die Umsetzung nachhaltiger Managementmethoden habe ich heute Hoffnung, dass vor allem die Entwicklung neuer Märkte uns helfen wird, Innovationen zum Schutze der Umwelt zu gestalten. Mit dem Ende des 5. Kondratieff-Zyklus und der damit verbundenen Wirtschaftkrise werden sich neue Märkte entwickeln. Die Umweltwirtschaft wird Wachstumspotenziale bis 2020 von 1.500 Mrd. Euro weltweit bringen. Energie-, Rohstoff- und Materialeffizienz sowie Erneuerbare Energien werden Potenziale für Unternehmen mit sich bringen. Dazu kommen Wasserwirtschaft und nachhaltige Mobilität. Das Bevölkerungswachstum, zunehmende Urbanisierung und insbesondere der zunehmende Bedarf an Ressourcen sorgen für weitere Rohstoffknappheit und CO2-Emissionen.
Wir benötigen Innovationen für saubere Technologien, das gibt Marktpotenzial und führt zu neuen Ansätzen. Die Fähigkeit einer Technologie, den ökologischen Fußabdruck zu senken und mit nachwachsenden Rohstoffen zu agieren, wird deren Attraktivität für Investoren maßgeblich bestimmen.
Rainer Weichbrodt ist Mitglied im Wirtschaftsrat der Deutschen Umweltstiftung und Eigentümer der weichbrodt consult in Unna.