Zur Anerkennung und Förderung beispielgebender Öffentlichkeitsarbeit im Dienste von Natur und Umwelt wurde 1982 der JournalistInnenpreis geschaffen.
Mit diesem Preis wird öffentlich ausgezeichnet und gewürdigt, wer sachbezogen, umfassend, objektiv und verständlich aktuelle Probleme des Natur- und Umweltschutzes aufgreift, sorgfältig recherchiert und einer breiten Öffentlichkeit nahebringt.
Bei der Auswahl der PreisträgerInnen achtet die Deutsche Umweltstiftung darauf, dass Artikel, Artikelserien, Aufsätze, Filme usw. unbeeinflusst von ChefredakteurInnen, VerlegerInnen, politischen Parteien und anderen gesellschaftlichen Gruppen, Behörden und Industrie erarbeitet, geschrieben oder produziert worden sind.
Sachverhalte müssen unverfälscht dargestellt sein. Es sollen also jene JournalistInnen gefördert und ermutigt werden, die dem Druck falscher Meinungsmacher widerstehen.
Vorschläge für den JournalistInnenpreis können mit einer ausführlichen Begründung dem Vorstand der Deutschen Umweltstiftung von jedem gemacht werden. Eigenbewerbungen bzw. Vorschläge sind mit Lebenslauf, dem auszuzeichnenden Beitrag aus Presse oder Hörfunk und Fernsehen sowie einer Darstellung über frühere Aktivitäten im Natur- und Umweltschutz vorzulegen.
Vorschläge und Eigenbewerbungen, die zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember eines Jahres in vierfacher Ausfertigung (DIN-A-4-Format – einseitig beschrieben) eingereicht werden müssen, sollten sich nur auf solche Beiträge beziehen, die weit über das normale berufliche tägliche Wirken hinausgehen, von hoher Aktualität sind, einen hervorgehobenen Informationswert haben und auf breites Interesse in der Öffentlichkeit stoßen. Die Veröffentlichungsquellen sind anzugeben. Eine themenbezogene Ausschreibung findet nicht statt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der JournalistInnenpreis wird in unregelmäßigen Abständen vergeben. Ihn erhielten bisher
1982
Mark vom Hofe und Herbert Haas, damals Kölner Stadtanzeiger, jetzt Westdeutscher Rundfunk, für die Artikelserie “Natur in Not – Umweltprobleme im Bergischen Land”. Die Preisverleihung fand am 2. Dez. 1982 in Bonn-Bad Godesberg statt. Die Laudatio hielt Dieter Menninger, Overath.
1983
Jochen Bölsche, “Spiegel”, für seine Artikelserien “Natur ohne Schutz” und “Die deutsche Landschaft stirbt”. Die Preisverleihung fand am 2. Dez. 1983 in Overath statt. Die Laudatio hielt Hans Günter Schumacher, Vorstandssprecher der Deutschen Umweltstiftung.
1984
Peter Groth, “Verdener Nachrichten”, und Burkhard Ilschner, “Bremer Nachrichten”, für ihre Artikelserien und Dokumentationen “Ist die Nordsee noch zu retten?” und “Weser und Aller – Nutzung und Verschmutzung – wie krank sind unsere Flüsse?“ Die Preisverleihung fand am 4. Juni 1984 in Frankfurt am Main statt. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Otmar Wassermann, Kiel.
1985
Annette Pfeiffer, Attenham bei München, freie Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks und anderer Rundfunkanstalten, für ihre Sendungen über Verbraucherschutz. Sie erhielt die Auszeichnung für ihr langjähriges, erfolgreiches Engagement für Verbraucher und Umwelt. Durch die Einbeziehung der Produktqualität in den Vergleich von Waren und Preisen musste sie sich notwendigerweise auch mit den zunehmenden Schadstoffbelastungen von Lebensmitteln befassen. Die Preisverleihung fand am 21. Juni 1985 in Hannover statt. Die Laudatio übernahm Hans Günter Schumacher, Vorstandssprecher der Deutschen Umweltstiftung.
1987
Wolfgang Moser, ehemals Reportredaktion des Südwestfunks Baden-Baden, erhielt den Journalistenpreis für seine Filme über relevante Umweltprobleme in dem Fernsehmagazin “Report”. Die Preisverleihung fand am 15. Mai 1987 in Bonn statt. Die Laudatio hielt die Journalistin Christiane Grefe, München. Wolfgang Moser gehörte zu den Journalisten, die wegen ihrer kritischen und unerschrockenen Berichterstattung ihren Beruf aufgegeben haben, weil er sich selbst treu bleiben und sein Gewissen nicht “verkaufen” wollte. Er widerstand dem Druck von oben; denn ihm war die Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit zu einer objektiven und wahrheitsgemäßen Berichterstattung sowie kritischen Analyse und Kommentierung höherwertiger, als sich einer erdrückenden Meinungsmacherlobby anzupassen.
1988
Elvira Spill, damals freie Mitarbeiterin des “Stern”, und Gert Monheim, Westdeutscher Rundfunk Köln, wurden für ihre mutigen Berichte und Dokumentationen zu umwelttoxikologischen und arbeitsmedizinischen Missständen geehrt, Gert Monheim für seinen Fernseh-Dokumentarfilm “Gesucht wird Gift am Arbeitsplatz” zu den gesundheitsschädigenden Verhältnissen in einer 1985 geschlossenen chemischen Fabrik in Marktredwitz. Die Preisverleihung fand am 31. Oktober 1988 in Marktredwitz statt. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Otmar Wassermann, Kiel.
1989
Ingrid Knebel, Monheim, die ehrenamtlich für den Inhalt und die meisten Artikel der Zeitung “Stop/pelfeld” verantwortlich war. Sie wird von einer Arbeitsgemeinschaft von Naturschutzverbänden regional herausgegeben. Die Preisverleihung fand am 1. Dez. 1989 in Monheim statt. Die Laudatio hielt Staatssekretär Dr. Rentrop.
1990
Klaus-Dieter Mörl, Potsdam, verantwortlicher Redakteur und Gründer des Magazins für Naturfreunde “UhU” im Jahre 1985, wurde für sein Engagement und den großen Mut ausgezeichnet, mit dem er trotz erheblicher Ärgernisse mit staatlichen Stellen in der ehemaligen DDR für dieses Magazin und als freier Journalist für Medien in West-Berlin und Westdeutschland, gearbeitet und gestritten hat. Die Preisverleihung fand am 27. Februar 1991 im Wissenschaftszentrum in Berlin statt. Die Laudatio hielt Dr. Klaus Lüdcke, Leiter der Fachbibliothek Umwelt beim Umweltbundesamt.
1991
Joachim Wille, Frankfurter Rundschau; seine Bücher “Die Tempomacher – freie Fahrt ins Chaos” (1988), und “Wakersdorf – der Atomstaat und die Bürger” (1987), sowie seine tägliche berufliche Arbeit weisen Joachim Wille als einen sorgfältig recherchierenden und verantwortungsbewussten Journalisten aus. Die Beiträge, die weit über das normale berufliche Engagement hinausgehen, zeichnen sich durch kritischen Sachverstand aus, sind sehr informativ und gut lesbar. Sie schrecken nicht vor sogenannten “heißen Eisen” zurück, vermitteln Denkanstöße, machen neugierig und nennen die Dinge beim Namen. Die von Wille geschriebenen Artikel sind sachlich und fachlich fundiert, machen betroffen, ohne Hoffnungslosigkeit aufkommen zu lassen. Die Vielfältigkeit der Themen, mit denen er sich beschäftigt, bescheinigt ihm ein breites Wissen über die umweltrelevanten Zusammenhänge und eine hohe Sensibilität für Risiken und Gefahren umweltbelastender Entwicklungen. Die Entscheidung zugunsten von Joachim Wille beruht auch darauf, dass sein Engagement über viele Jahre hinweg ihn als Anwalt von Natur und Umwelt ausweist. Er wird der großen Verantwortung der Medien für unsere Umwelt voll gerecht. Die Preisverleihung fand am 30. März 1992 in Heidelberg statt. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Dr. Günter Altner, Heidelberg.
1994
Nachdem 1993 kein JournalistInnenpreis vergeben wurde, beschloss der Vorstand der Deutschen Umweltstiftung, den Umweltpreis für JournalistInnen im Jahr 1994 mit je DM 3.500,– auszustatten und wie folgt zu vergeben:
- Monika Wellershaus, Deutschlandradio, Berlin, vormals DS-Kultur,
- Redaktion Ozon, Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg, Potsdam,
- Dr. Fritz Vorholz, “DIE ZEIT”, Hamburg.
Monika Wellershaus, damals verantwortliche Redakteurin für das Öko-Magazin bzw. Öko-Journal, hatte seit Jahren unter schwierigsten Bedingungen und großem persönlichen Einsatz zunächst beim Deutschlandsender, dann Stimme der DDR und Jugendradio DT 64 Themen mit ökologischem Inhalt in ihre Rundfunkarbeit eingebunden. Bis dahin totgeschwiegene Natur – und Umweltzerstörungen in den Industrieregionen der DDR machte sie öffentlich. Getreu ihrer Überzeugung, dass “Natur – und Umweltfragen als kulturhistorische und alltägliche Lebenserfahrung und Äußerung, als wissenschaftlicher Forschungsgegenstand, als dauerhafter Maßstab und integraler Bestandteil wirtschaftlicher und politischer Entscheidungen, vor allem aber als ethische und moralische Verantwortung von Erwachsenen gegenüber Jüngeren und kommenden Generationen, zu den Inhalten eines Kultursenders gehören”, hat Monika Wellershaus auf anspruchsvollem Niveau lokale, regionale und globale Natur – und Umweltschutzthemen via Rundfunk HörerInnen vermittelt. Ihre kritischen Umweltberichte, die sie hoch motiviert, engagiert und mit sachlicher Kompetenz moderierte, waren nicht nur informativ. Sie erläuterte Zusammenhänge und Hintergründe zu einer breiten Palette von Umweltfragestellungen und scheute sich nicht, Zielkonflikte anzusprechen im erkennbaren Ringen um zukunftsweisende Ideen und mögliche Lösungen. Dabei prägte persönliches Verantwortungsbewusstsein ihre Arbeit, bei der Monika Wellershaus sich immer unserer Gesellschaft verpflichtet fühlte und immer noch fühlt.
Die Redaktion “Ozon”, wurde im November 1989 dem DDR-Fernsehen durch öffentliche Proteste von Wissenschaftlern und betroffenen JournalistInnen aus der im Sommer davor verbotenen Sendereihe “Kreisläufe” aufgezwungen. Gegen zahlreiche Widerstände war dieses Magazin kontinuierlich über Jahre hinweg zu “einer ökologieorientierten Reihe” entwickelt worden, ein Stachel im Fleisch der damaligen Machthaber. Die MitarbeiterInnen der Redaktion “Ozon” setzten die Tradition von “Kreisläufe” fort, wurden durch starken öffentlichen Zuspruch ermutigt und wagten sich an Umweltprobleme heran, die es nach damaligem Sprachgebrauch (auch noch in der Wendezeit) nicht geben durfte. Ziel von “Ozon” war und ist es, keine vordergründige Katastrophen – und Sensationshascherei zu betreiben, sondern nachhaltige Information, kritische Analysen, ökologische Zusammenhänge und auch Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Nicht hoch genug ist die Zivilcourage und Beharrlichkeit derjenigen einzuschätzen, die “Ozon” zu einem nicht nur gern gesehenen Umweltmagazin gemacht haben, sondern geradezu als Anlaufstelle für solche, die mithelfen wollten, unsere und ihre unmittelbare Umwelt zu verbessern bzw. zu erhalten. Maßstab für die “Ozon”-Umweltberichte ist globales Denken und Anleitung zu lokalem Handeln, eine Sendung, die dem Zuschauer erhalten geblieben ist.
Dr. Fritz Vorholz, seit 1988 Redakteur im Wirtschaftsressort der Wochenzeitung “DIE ZEIT”, zuständig für das Thema “Ökonomie und Ökologie”, dokumentiert in seinen zahlreichen Beiträgen nicht nur ein umfangreiches breit gefächertes Wissen auf der Grundlage sorgfältiger und umfassender Recherchen. Er informiert, analysiert kritisch Sachverhalte und stellt eindrucksvoll, verständlich und überzeugend das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie dar. Hierdurch versetzt er Leserinnen und Leser in die Lage, oberflächliche Kenntnisse zu vertiefen und die eigene Urteilsfähigkeit zu schärfen. Verblüffend ist das große Spektrum an Umweltthemen, denen sich Dr. Vorholz mit bemerkenswerter Akribie widmet und die er in der Regel in einen Gesamtzusammenhang von “Wachstum, Wohlstand, Umwelt” bzw. „internationaler Handel und Umwelt” einbindet. Er polarisiert nicht, sondern zeigt durch seine scharfsinnigen Betrachtungen, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze zu sein brauchen. Seine Artikel sind eine Bereicherung für alle die, die es mit der Bewahrung der Schöpfung, von Natur und Umwelt ernst meinen.
Die Preisverleihung fand am 17. Juni 1994 in Eberswalde (Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin/Brandenburg) statt. Die Laudatio hielten Prof. Dr. Michael Succow, Eberswalde, und Monika Griefahn, damals Umweltministerin des Landes Niedersachsen.
1995
Ausgezeichnet wurde die Redaktion der Jugendumweltzeitung “Juckreiz”, Berlin, um ihre Arbeit im Dienste des Umweltschutzes zu würdigen. Das breite Themenspektrum, mit dem sich die jungen RedakteurInnen der Jugendumweltzeitung “Juckreiz” beschäftigen, ist beeindruckend und bestätigt, dass gerade heranwachsende junge Menschen ihren Glauben an eine gesunde Umwelt und intakte Natur als Voraussetzung für zukünftiges Überleben noch nicht verloren haben. Trotz einer gewissen Fluktuation innerhalb der “Juckreiz”-Redaktion und der Belastungen durch Schule und Ausbildung gelang und gelingt es ihr, in vierteljährlichem Turnus seit dem 1. Juni 1993 eine ökologisch orientierte Jugendzeitung auf beachtlichem Niveau herauszugeben. Seitdem hat diese Jugendumweltzeitung, die auch für Erwachsene lesenswert ist, durch ständige Fortbildung einzelner Redaktionsmitglieder erheblich an Format und Professionalität, insbesondere hinsichtlich des Layouts, deutlich gewonnen.
Die Mehrzahl der Berichte ist sauber recherchiert, bisweilen hoch aktuell und anschaulich dargeboten. So wurde die “Juckreiz”-Redaktion bei ihren Recherchen im Bereich Ernährung an Berliner Schulen, der naturgemäß verstärkt im Blickfeld von Redaktion und Leserschaft steht, hinsichtlich eines Einwegverbots fündig. Erst durch ihren Artikel sind Verwaltung und Öffentlichkeit vieler Schulen überhaupt erst von dem Verbot von Einwegverpackungen informiert worden.
Sehr anerkennenswert ist, mit welchem Elan und welcher Ausdauer einerseits einzelne Themen auch über längere Zeit verfolgt werden, wie etwa die Berichterstattung über das “Duale System”, andererseits aber auch neue Themen aufgegriffen, recherchiert, analysiert und bewertet werden. Kritisch hinterfragt wird zum Beispiel das konkrete ökologische Verhalten Jugendlicher. Die Redaktion kommentiert, bietet Orientierungen, ohne zu Moralisieren. Hier mag die Behandlung des Themas “Konsum” in “Juckreiz” als Beispiel dienen.
Die Preisverleihung fand am 1. Nov. 1995 in Berlin statt. Die Laudatio hielt Dr. Klaus Lüdcke, Leiter der Fachbibliothek Umwelt beim Umweltbundesamt.
1997
“Hoffnung durch Handeln”, das Motto der Deutschen Umweltstiftung, hat die Entscheidung des Vorstandes bestimmt, den mit je DM 5000,– ausgestatteten Umweltpreis für JournalistInnen 1997 zweimal zu vergeben, und zwar an Redaktion ML Mona Lisa (ZDF), München, für acht Beiträge in den sonntäglichen ML-Sendungen aus den Jahren 1995 bis 1997 und Mario Ulbrich, Lokalredaktion Zwickau, “Freie Presse“ Chemnitz, für seine Naturserien “Besonderheiten und Bedeutung von Biotopen an lokalen Beispielen” – rund 30 Artikel.
Die von der Redaktion ML Mona Lisa in den Filmbeiträgen
- Ich könnte aus der Haut fahren – die Ohnmacht gegen Allergien und Umweltgifte, gesendet am 28.1.95,
- Das perfekte Kind – Gentests an Kunstembrionen auf dem Prüfstand, gesendet am 11.2.95,
- Gefahr liegt in der Luft, gesendet am 25.6.95,
- Das Wasser reicht uns bis zum Hals, gesendet am 16.7.95,
- Verlockend anzusehen – gut zu essen – das Pro und Kontra genmanipulierter Lebensmittel, gesendet am 21.7.96,
- Wieviel König ist die Kundin – Kennzeichnungspflicht bei genmanipulierten Lebensmitteln, gesendet am 8.12.96,
- Wird die Erde weiblich – , gesendet am 6.4.97,
behandelten Umweltthemen, einige eng verknüpft mit gesundheitlichen Aspekten und Risiken, waren und sind auch heute noch brisant und hoch aktuell. Positiv aufgefallen ist bei allen diesen Sendungen das persönliche Engagement der Redakteurinnen, die sorgfältigen Recherchen und die bemerkenswert umfassenden und objektiven Hintergrundinformationen. Die stets sachlich und fachlich fundierten Beiträge, die gut erläuternden Gespräche mit Gästen und die einfühlsamen, kompetenten und sehr verständlichen Moderationen weckten bei Zuschauerinnen und Zuschauern Interesse, machten betroffen, ohne Hoffnungslosigkeit aufkommen zu lassen.
Die Vielfältigkeit der Themen, mit denen sich die Mitarbeiterinnen der Redaktion ML Mona Lisa beschäftigen, bescheinigt ihnen ein breites Wissen über die umweltrelevanten Zusammenhänge und eine hohe Sensibilität für Risiken und Gefahren umweltbelastender Entwicklungen und die drängenden Themen unserer Zeit.
Mario Ulbrich ist es über einen sehr langen Zeitraum mit seinen Naturserien
- “Grünzüge und Biotopverbunde in und um Zwickau”,
- “Kleine Naturwunder im Grund des Planitzbaches” und
- “Devise heißt jetzt retten“
gelungen, Leserinnen und Leser zum einen für die heimische Tier- und Pflanzenwelt, ihre Funktion und Lebensweise zu interessieren. Zum anderen hat er mit der Fülle der veröffentlichten Beiträge bewiesen, dass auch in der Lokalredaktion einer Tageszeitung wünschenswerte Kontinuität von Natur- und Umweltinformation zu erreichen ist. Heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr, weil Alltagsaktualität und Skandalberichterstattung in der Regel das Bild unserer Tagespresse prägen. Mario Ulbrich hat Lebensräume – ob bedroht oder nicht – in ihrer Vielfalt und Wertigkeit für die Natur insgesamt dargestellt, nicht abstrakt, sondern an ganz konkreten nachvollziehbaren, leicht erreichbaren, den meisten vermutlich bekannten Beispiilen, die ihnen in dieser Bedeutung aber eben doch nicht bekannt waren.
Beide, die Mitarbeiterinnen der Redaktion ML Mona Lisa und Mario Ulbrich, vermitteln durch ihr Tun denen Hoffnung, die ihren Glauben an eine sichere Zukunft, eine gesunde Umwelt und intakte Natur noch nicht verloren haben. Sie bemühen sich zugleich, denen Hoffnung wiederzugeben, die schon begonnen haben zu resignieren.
Die Preisverleihung an Mario Ulbrich fand am 12. Sept. 1997 in Zwickau statt. Die Laudatio hielt Mark vom Hofe, Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Umweltstiftung.
Der Redaktion ML Mona Lisa wurde der Journalistinnenpreis am 6. Nov. 1997 in Mainz überreicht. Die Laudatio übernahm die Umweltministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Klaudia Martini.
2002
Die Deutsche Umweltstiftung hat den JournalistInnenpreis 2002 an Meike Hemschemeier und Thomas Weidenbach, Köln, freie MitarbeiterInnen des Westdeutschen Rundfunks (WDRl), für ihre über viele Jahre andauernde engagierte journalistische Tätigkeit im Dienste einer gesunden Umwelt und der Erhaltung eines ökologischen Gleichgewichts verliehen. Öffentlich herausgestellt und gewürdigt wird mit dieser Auszeichnung ihr Fernseh-Dreiteiler „Mitgift – aus Katastrophen lernen“.
Sie würdigt zugleich Aufarbeitung und Aufbereitung der sehr informativen, ausgewogenen Beiträge, die von einer großen Verantwortung im Umgang mit ihren journalistischen Fähigkeiten und dem Medium Fernsehen spricht. Meike Hemschemeier und Thomas Weidenbach haben die drei jeweils 45 Minuten langen Fernsehfilme
- Teil 1: „Tanker“ vom 6. Februar 2000,
- Teil 2: „Chemieunfälle“ vom 13. Februar 2000,
- Teil 3: „Giftmüll“ vom 20. Februar 2000
als Koproduktion von ARTE und dem Westdeutschem Rundfunk gedreht. Der Dreiteiler „Mitgift – Aus Katastrophen lernen“ greift sehr einfühlsam und überzeugend Umweltkatastrophen der 70er und 80er Jahre auf und leistet einen wertvollen Beitrag, sowohl Ursachen wie katastrophale Wirkungen dieser Ereignisse erneut in Erinnerung zu rufen. Tankerhavarien wie die der „Amoco Cadiz“ vor der bretonischen Küste, die Chemiekatastrophen in Seveso bzw. Bhopal mit Tausenden von Opfern, wie auch die tickenden Zeitbomben „Mülldeponien“, auf die Eigenheimsiedlungen gebaut wurden wie in Dortmund-Dorstfeld, liegen nur wenige Jahre zurück und sind doch aus dem Blickfeld verschwunden. Meike Hemschemeier und Thomas Weidenbach kommt das Verdienst zu, die Öffentlichkeit nicht aus dem Glauben zu entlassen, Umweltkatastrophen könnten behoben werden.
Vielmehr richtet sich ihre filmisch eindrucksvoll belegte Forderung an Verantwortliche, Vorsorge und Prävention zu betreiben. Die Filmreihe „Mitgift – Aus Katastrophen lernen“ überzeugt daher in zweierlei Hinsicht: Sie richtet den Spiegel rückwärts und holt aufrüttelnd in Erinnerung, was große Teile der Welt über Wochen in Bestürzung gehalten hat und sie zeigt mit Blick auf die vergangene Zeit auf, welche Lehren Beteiligte daraus gezogen haben bzw. hätten ziehen müssen.
Die Deutsche Umweltstiftung zeichnet Meike Hemschemeir und Thomas Weidenbach für ihre Filmreihe aus, weil sie mit ihrem journalistischen Anspruch das Motto der Deutschen Umweltstiftung „Hoffnung durch Handeln“ aufnimmt und fachkompetent, sachlich – aber durchaus kritisch – nicht nur einer interessierten Öffentlichkeit die Folgen von Umweltkatastrophen in Erinnerung ruft.
2005
Ausgezeichnet wurde Vera Gaserow. Sie arbeitet seit 1999 als Korrespondentin im Parlamentsbüro der Frankfurter Rundschau in Berlin. Der Begriff „Umweltpolitik“ umschrieb früher einmal die machtvollen Vorgaben des Staates für die Lenkung privaten Verhaltens. Eine moderne Formulierung von Umweltpolitik dagegen umfasst auch all jene Regeln, Prozesse und Verhaltensweisen, die diese Macht beeinflussen – insbesondere bezüglich deren Offenheit, Teilhabemöglichkeit, Verantwortlichkeit, Effektivität und Kohärenz.
Eine solche neue Umweltpolitik ist nur möglich unter aktiver Mitwirkung eines sachlich kompetenten, inhaltlich innovativen und wirkungsmäßig kritischen Journalismus. Vera Gaserow steht für all diese Elemente von Umweltpolitik – für die gestaltende Mitwirkung an Regeln, Prozessen und Verhaltensweisen ebenso wie für die engagiert-kritische Beobachtung aller relevanten Akteure.
2006
Ausgezeichnet wurde Thomas Dersee für seinen „Strahlentelex“. Thomas Dersee, Diplom-Ingenieur und Journalist, hat nach dem Tschernobylunfall als Konsequenz auf die vielfältigen kontroversen Reaktionen seit 1986 regelmäßig zunächst als Umweltinformationsdienst der Unabhängigen Strahlenmessstelle Berlin und im Folgenden auf hohem wissenschaftlichem Niveau aus allen Feldern der Strahlenschutzforschung und Atomenergieproblematik berichtet.
Durch das Strahlentelex wurde von ihm eine umfassende Informationsquelle und Diskussionsgrundlage bereitgestellt – und das seit über zwanzig Jahren –, die optisch ansprechend, übersichtlich und preiswert gestaltet ist und den schnellen fachgerechten Zugriff auf alle Inhalte via Internet gestattet.
Seit April 1995 enthält die Zeitschrift zusätzlich den Elektrosmogreport und liefert damit regelmäßig Informationen zu einem weiteren Thema, das in der Öffentlichkeit nach wie vor sehr umstritten diskutiert wird.