Jörg Schindlers Buch „Stadt – Land – Überfluss“ bietet einen guten Überblick und Einstieg für alle, die sich für Umwelt, Konsum und Nachhaltigkeit interessieren. Schindler erklärt anhand anschaulicher Beispiele, wie „Konsumismus“ entstanden ist und welche Auswirkungen unser tägliches Handeln hat, ohne den Zeigefinger zu erheben.
„Höher, schneller, weiter“ ist die Devise der heutigen Gesellschaft. Immer mehr Auswahl und Updates sind die Suchtmittel der Wirtschaft. Dabei steigt unser Stresspegel kontinuierlich und man muss sich fragen, ob vermeintliche Verbesserungen unser Leben wirklich lebenswerter machen.
Jörg Schindler berichtet von der massiven Essensverschwendung in der westlichen Welt, dem krankhaften Versuch alles anhand von Zahlen zu messen, vom Umgang der Leistungsgesellschaft mit Schwachen und „Low Performern“ in einer Welt der absoluten Effizienz. Er erzählt Geschichten von der Überforderung einer Generation, die mit Twitter, WhatsApp und Facebook aufgewachsen ist und nach dem Motto „Ich poste, also bin ich“ lebt. Initiativen wie Leihläden, Repair-Cafés oder die Transition Town Bewegung bieten Alternativen zu einer schnellen, digitalisierten Gesellschaft: Entschleunigung und Gemeinschaft.
Manche sehen diese schon als Trendwende hin zu einer neuen Weltordnung, Schindler fragt aber auch, ob dies lediglich „Auswüchse einer gelangweilten Generation sind, die schon alles hat und deswegen nun zur Abwechslung Kargheit konsumiert“? Philosophie, Psychologie und Systemkritik werden in gut verdaulichen Häppchen serviert, ohne die nötige Tiefe zu verfehlen, die das Thema erfordert. Unaufdringlich und geschickt weckt Jörg Schindler so mit seinem Buch die Neugier und regt an, sich zu fragen, ob es auch „ein bisschen weniger sein“ darf.
Jörg Schindler
Stadt – Land – Überfluss. Warum wir weniger brauchen als wir haben.
Frankfurt am Main: S. FISCHER Verlag, 272 Seiten, 14,99€
ISBN: 978-3-596-19888-7